DIGITALE WELT
Digitale Transformation verändert die Gesellschaft und ihre bewährten Strukturen und Prozesse nachhaltig. Diese Aussage hört man oft, wenn auf Auswirkungen der Digitalisierung hingewiesen wird. Trotzdem sollte man digitale Transformationsprozesse eher als Chance für mehr Teilhabe an der Gesellschaft betrachten.
Digitalisierung ist allgegenwärtig und niemand kommt an ihr vorbei. Sie beeinflusst unser gesamtes Leben. Nicht nur im beruflichen Umfeld, auch soziale und kulturelle Prozesse werden zunehmend digital geprägt.
Ich gebe zu, ich gehöre einer Generation an, die im prädigitalen Zeitalter aufgewachsen ist, ohne Computer und ohne Smartphone. In meiner Kindheit gab es das Telefon und später das Fernsehen mit zwei schwarz-weißen Programmen, jedoch war das alles noch analog. Mein erstes Digitalwerk war die Magisterarbeit, die ich 1996 verfasst habe. Geschrieben auf einem für viel Geld geliehenen Computer und nicht mehr auf einer Schreibmaschine.
Damals, als die Digitalisierung langsam startete, war es mir wichtig, diese digitalen Prozesse zu verstehen: Wie funktioniert die Digitaltechnik und wie verarbeitet man Daten? Nachdem ich begriffen habe, dass es sich dabei um einen einfachen Binärcode handelt, der Informationen in Nullen und Einsen übersetzt, war das Prinzip für mich erklärt. Allerdings habe ich auch gelernt, dass die Ausführung von komplexen Algorithmen und die Schaffung von Strukturen für Daten den Entwicklungsvorgang wesentlich verkomplizieren können.
Dass die Digitalisierung heutzutage umfangreich und komplex ist, führt fatalerweise zu vielen Missverständnissen. Für manchen bedeutet sie immer noch die Umstellung vom analogen Telefon oder Faxgerät auf digitale Technologien, andere denken dabei an das Internet of Things (IoT), an zukunftsweisende Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) oder des Machine Learning. Oft steht man den zeitgemäßen digitalen Veränderungen eher ablehnend gegenüber. Ganz im Gegenteil zu digitalen Zukunftstechnologien, von denen man zwar wenig versteht, die jedoch trotzdem faszinieren.
Digitale Transformation beschreibt einen Wandel. Sie verändert das gesellschaftliche Zusammenleben wie auch das Privatleben grundlegend. Jüngere Menschen erleben diesen Wandel als kontinuierliche Entwicklung. Von älteren Menschen dagegen wird dieser Wandel als tiefgreifender Umbruch wahrgenommen. Viele reagieren sogar panisch. Das Erleben hängt grundsätzlich davon ab, inwiefern die eigene Handlungsfähigkeit erweitert oder eingeschränkt wird.
Der Gewinn durch Umwandeln von analogen Daten in digitale Formate liegt eigentlich auf der Hand. Fast das gesamte Wissen der Menschheit kann auf diese Weise platzsparend gespeichert werden und praktisch von überall aus verfügbar sein. Wissenstransfer wird einfacher und effizienter, viele Prozesse werden ressourcenschonend.
Digitalisierung birgt allerlei Potenzial für den Alltag. Alte Fotos können für Ewigkeit bewahrt werden, Texte lassen sich leicht korrigieren, digitales Einkaufen wird immer beliebter, Urlaub lässt sich in Echtzeit buchen. Informationen sind in Bruchteilen von Sekunden auffindbar und sortierbar. Natürlich ersetzt das ein interessantes Gespräch mit ihrer Bibliothekarin, ihrem behandelnden Arzt oder Ihrem Einrichtungsberater nicht, da die Qualität der im Internet gefundenen Information nicht bewertet wird.
Besitzt man das entsprechende Equipment zur Teilnahme an der digitalen Kommunikation nicht, wird Digitalisierung schnell zum Nachteil. Allein die fehlende Mailadresse oder das Onlinekonto führen zu ernsten Komplikationen. Ist man technisch nicht besonders versiert, stellt Sicherheit der eigenen Daten oder Datenverlust ein unverhofftes Problem dar. Zur Herausforderung werden auch der zeitliche Lernaufwand und die finanziellen Investitionen.
Die Verwaltung und Speicherung von digitalen Informationen auf unzähligen Servern in Rechenzentren benötigen aber Unmengen an Energie. Da die Quantität der gespeicherten Daten rasant zunimmt, wird auch der Energieverbrauch immer größer. Auch die traditionelle Industrie, der Transport, die Städte und Haushalte benötigen immer mehr von dieser Energie. Da stellt sich die Frage, wie lange werden die Energiequellen unserer Erde ausreichen? Oder droht uns in absehbarer Zeit eine „Information Catastrophe“? Schon kurzfristige Strom- oder Netzausfälle können eine verheerende Wirkung haben.
Ohne Zweifel vereinfacht die digitale Kommunikation in sozialen Netzwerken den Kontakt zu unseren Mitmenschen. Aber der persönliche Bezug, der in der analogen Kommunikation durch Tonfall, Mimik oder Körpersprache ermöglicht wird, geht dabei verloren. Da in den Sozialen Medien sich meistens um unverbindlichen Austausch, um oberflächliche Wertschätzung mit vergebenen Likes oder Dislikes handelt, kann diese Art der Kommunikation zu Ausgrenzung, Missverständnissen und Einsamkeit führen. Machen die Sozialen Medien doch süchtig und unglücklich?
Digitale Zukunft wird Realität. Je schneller man den persönlichen und gesellschaftlichen Mehrwert dieses Wandels erkennt, desto leichter ist die Begeisterung für Digitalisierungsprozesse zu wecken. Ist man sich der Vor- und Nachteile bewusst, wird die digitale Welt einfach und rund.
Wohin digitale Transformation führt, ist noch nicht wirklich abzuschätzen. Ob sie aber als Chance oder als Bedrohung gesehen wird, hängt von jedem selbst ab.
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