Let´s dance
Ich gestehe: Freitagabend schaue ich „Let’s dance“. Ungefähr für 20 Minuten, das muss reichen. Es gibt genau drei Gründe, warum mich diese Show interessiert: Erstens möchte ich wissen, wer raus ist (das erfahre ich dann meistens erst am nächsten Tag online). Zweitens bin neugierig auf das Outfit des Abends von Jorge Alexis González Madrigal Varona Vila. Den Namen finde ich wirklich toll. Seine extravagante Garderobe und sein ganz spezielles Styling ist für meinen Geschmack meist gewöhnungsbedürftig. Aber über Geschmack lässt sich ja trefflich streiten. Und drittens weckt sie meine Sehnsucht nach Musik, Rhythmus und Bewegung. Wie gerne würde ich selber wieder tanzen gehen.
Die Show ist durchweg ziemlich unterhaltsam. Nicht umsonst ist die Einschaltquote ziemlich hoch: Über vier Millionen Menschen schauten die Sendung am letzten Freitag. Wenn ich mir vorstelle, dass einige von ihnen auch zuhause mittanzen und dabei noch Paillettenkleid oder Schlaghose tragen… ohje!
Ich kenne im deutschen Fernsehen keine andere Show, die so locker und gelassen mit dem Thema Diversität und 50plus umgeht. Natürlich ist das alles durchdacht und kalkuliert. Aber es ist gut für Toleranz und Aufklärung. Die Kandidaten sind sorgfältig ausgewählt. Eine Mischung aus jung und alt, begabt und unbegabt, zielstrebig und kopflos, B- und C-Promis. Und manche/r/s tanzt aus der Reihe.
Tanzen ist Vielfalt, Lebensfreude, Therapie und Spaß für jedes Alter. Ich würde mich nicht als gekonnten Tänzer bezeichnen, aber über zu wenig Rhythmusgefühl kann ich mich nicht beklagen. Tanzen war auch immer schon meine Leidenschaft. Ich habe in meinem Leben schon so manchen Kurs für professionelle Tänze absolviert: Standard und Lateinamerikanisch, Walzer, Tango, Rumba und auch Salsa. Und das zahlt sich bis heute aus.
Bis zum Beginn der Coronazeit bin ich regelmäßig im Club tanzen gegangen und manchmal bin ich wortwörtlich auf der Tanzfläche „abgefahren“. Musik der 70-er, 80-er und 90-er Jahre wirkt auf mich befreiend. Die Songs von ABBA, Madonna, Nena, Backstreet Boys, a-ha & Co. machen immer gute Laune. Die Hände fassen locker in die Hüfte, einen Schritt nach vorne und los geht…
Tanzen ist Vergnügen, ist Medizin, macht gesellig, macht kommunikativ. Auf der Tanzfläche gibt es immer viel zu lachen, manchmal über den eigenen Hüftschwung, manchmal über die Tänzer mit zwei linken Füßen. Aber in Wahrheit tanzen nicht die Füße, sondern die Herzen. Da kann jede/r/s sein, wie sie/er/es sich fühlt. Richtig schön ausgelassen und fröhlich. Das Publikum ist unkonventionell und meist bunt gemischt, was Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung und Outfit betrifft. Und ich bin längst noch nicht der älteste Tänzer, die mittlerweile ergraute Bowie-Generation der 70er- und 80er-Jahre ist reichlich vertreten. Hier mischen sich Generationen, Hautfarben, Sprachen in schönster Vielfalt. Hier tobt der Bär.
Ob als Zuschauer bei „Let’s dance“ für 15 Minuten oder die ganze Nacht im Club: Tanzen gehört zu meinem Leben. Und das ist auch gut so!
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