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WETTERORAKEL

Der Aussage, dass Wettervorhersagen für länger als sieben Tage totaler Humbug sind, werden selbst fachkundige Meteorolog*innen wie Kachelmann zustimmen. Trotzdem gibt es solche Prognosen in Hülle und Fülle: In Nachrichtensendungen, im Internet oder in Apps.
Menschen sind wetterfühlig und sie reden gerne übers Wetter. Das Thema gehört zu fast jedem Smalltalk. Meist meckert man über das schlechte Wetter oder man beklagt sich über falsche Vorhersagen. Wie das Wetter aber tatsächlich funktioniert, wissen nur wenige. Oft werden dabei Wetter und Klima verwechselt. Beide Begriffe bezeichnen zwar den physikalischen Zustand der Atmosphäre, allerdings beschreibt Klima die Gesamtheit der Wetterereignisse über längere Zeiträume (mehrere Jahre bis zu mehreren Jahrzehnten). Wetter dagegen beschreibt den kurzfristigen, spürbaren Zustand der Atmosphäre.
Warum gibt es also diese mittel- und langfristigen Wetterprognosen? Ganz einfach, weil sie Menschen etwas Hoffnung geben. Sie prophezeien, ob die Zukunft gut wird, ob die Sonne im Urlaub scheinen wird, oder ob der Ausflug wolkenlos sein wird. Weil der leise rieselnde Schnee an Weihnachten ein kulturprägendes Sehnsuchtsbild ist, wollen sie bereits im September wissen, ob es weiße Weihnachten geben wird. Diese Prognosen funktionieren wie Horoskope. Dabei spielt eigentlich keine große Rolle, ob genau diese „Wahrsagen“ zutreffen werden. Ziel ist es, etwas Vorfreude zu verbreiten. Jedoch genau aus diesem Grund vermeiden seriöse Meteorolog*innen solche Aussagen.
Fakt ist, dass eine Wettervorhersage nie ganz genau sein kann. Bei den seriösen Vorhersagen für die kommenden drei Tage liegt die Treffergenauigkeit bei etwa 75 Prozent. Dann nimmt sie mit jedem Tag merklich ab. Am zuverlässigsten sind die 24-Stunden-Wettervorhersagen, die mit circa 90 Prozent Genauigkeit die höchste Prognosegüte aufweisen.
Wo liegen die Schwierigkeiten? Bestimmt nicht an der Meteorologie als Wissenschaft. Diese hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Ich habe mir die Grundlagen der Meteorologie in meinem Geographiestudium angeeignet und weiß, wie komplex das Thema ist. Zwar habe ich keine Vorhersagen erstellt, aber ein Praktikum in einer Wetterstation vermittelte mir Basiswissen über die Komplexität und Kompliziertheit des Fachgebiets.
Luftdruck, Temperatur, Niederschlag, Windgeschwindigkeit, viele unterschiedliche Faktoren spielen eine Rolle. All diese Daten werden von den weltweiten Wetterstationen und Satelliten gesammelt und analysiert. Aufgrund der Daten werden dann verschiedenste Wettermodelle berechnet, die unterschiedliche Szenarien abbilden. Werte, die nicht messbar sind, wie Wolkenbildung oder vertikale Luftbewegung, werden dort simuliert. Auch Erfahrungswerte aus der Vergangenheit dienen als Grundlage für zukünftige Aussagen.
Da jedoch die Datenmengen enorm groß sind und das Zusammenspiel der Faktoren vielschichtig ist, können nicht mal die modernsten Computer alle Szenarien vollständig berechnen. Bei Langfristprognosen wird also immer noch wie mit einer Kristallkugel orakelt.
Fortschritte in der Meteorologie haben das Leben zweifellos sicherer gemacht. Viel zielgenauer kann man heute vor verheerenden Hurrikans oder Schneestürmen warnen. Man weiß besser, ob morgen ein Gewitter zu erwarten ist, oder ob in einer Woche eine erbitterte Kälte droht. Auch extreme Wetterphänomene, wie Dürren oder Hitzewelle werden immer besser erforscht und verstanden. Da Extremwetter immer häufiger vorkommt und oft verheerende Schäden anrichtet, ist es wichtig, zu erfahren, wo die Ursachen liegen. Dass der Klimawandel das Wetter beeinflusst, ist mittlerweile weltweit gültiger Konsens.
Da es systematische Wetteraufzeichnungen seit mehr als 100 Jahren gibt, können auch glaubwürdige Aussagen für diesen Zeitraum gemacht werden. Es ist nachgewiesen, dass menschliches Handeln großen Einfluss auf Wetter und Klima hat. Eingriffe in die Natur, wie die großflächige Abholzung des Regenwaldes oder landschaftsprägende Monokulturen verändern zunehmend das Klima-Gleichgewicht. Aber auch kleinere örtliche Veränderungen, wie künstliche Seen, städtische Hitzeinseln oder sogar Solaranlagen, die die Sonnenwärme verstärkt absorbieren, wirken sich auf das lokale Wetter aus.
Meteorologie ist viel mehr als nur Wettervorhersage. Gewinnung von Wetterdaten spielt eine immer größere Rolle, um die Veränderung des Klimas zu verstehen. Mithilfe von verfeinerten Wettermodellen können damit wichtige Zusammenhänge nachgewiesen werden. Auch Entstehung und Wirkung extremer Wetterphänomene, zum Beispiel Taifune oder Zyklone, können aus meteorologischer Sicht besser verstanden werden.
Es ist zu hoffen, dass fachkundige Meteorolog*innen dabei helfen können, den Klimawandel aufzuhalten und ihr Wissen unterstützend sein wird, um gemeinsam gegen die Erderwärmung und die Zerstörung unseres Planeten vorzugehen.
Wir wollen doch nicht tatenlos zusehen, wie Extremwetter unsere Zukunft prägt.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Piotr

    Danke Rainer! Gruß zurück nach Thüringen

  2. Rainer Kirmse , Altenburg

    WETTER – KLIMA – UMWELT

    Gedicht und Zustandsbericht

    Die Stadt ist uns lieb und teuer,
    doch zu heiß wird’s im Gemäuer,
    wenn Sonne scheint ohn‘ Unterlass
    und weit und breit kein kühles Nass.
    Für die Städter ein Härtetest,
    Tropennächte geben den Rest.

    Das Klima hat sich gewandelt,
    höchste Zeit, dass die Stadt handelt.
    Die Betonwüste braucht Oasen,
    Wasserstellen und grünen Rasen,
    Bäume, die uns Schatten spenden.
    Die Bodenversiegelung beenden?

    Tornados, Hitze, Wassernot;
    Feuer wüten in Wald und Flur.
    Das Wetter gerät aus dem Lot,
    Klimawandel zieht seine Spur.

    Borkenkäfer in der Kiefer,
    auch zur Fichte zieht Geziefer.
    Statt sattes Grün und Waldeslust,
    kranke Bäume und Förster’s Frust.

    Profitgier lässt Wälder schwinden,
    fördert weltweit Umweltsünden.
    Die grüne Lunge des Planeten
    in Gefahr, da hilft kein Beten.

    Jeder Baum, der zum Opfer fällt,
    macht etwas ärmer uns’re Welt.
    Wenn’s mit dem Wald zu Ende geht,
    stirbt letztlich der ganze Planet.
    Den Niedergang abzuwenden,
    liegt in unser aller Händen.

    DER MENSCH IM ANTHROPOZÄN

    Der Mensch macht sich die Erde Untertan,
    getrieben vom ewigen Wachstumswahn.
    Autos werden größer, Straßen breiter,
    die Wälder dagegen schrumpfen weiter.

    Es ist höchste Zeit für uns zu handeln, endlich uns’ren Lebensstil zu wandeln.
    Was nützt uns Wohlstand und alles Geld,
    wenn am Ende kollabiert die Welt.

    Man produziert und produziert,
    plündert Ressourcen ungeniert.
    Gewinnmaximierung ist Pflicht,
    die intakte Natur zählt nicht.
    Börsenkurse steh’n im Fokus,
    Umweltschutz in den Lokus.

    Plastikflut und Wegwerftrend,
    man konsumiert permanent.
    Nur unser ständiges Kaufen
    hält das System am Laufen.
    Unser westlicher Lebensstil
    taugt nicht als Menschheitsziel.

    Die Jagd nach ewigem Wachstum
    bringt letztlich den Planeten um.
    Das oberste Gebot der Zeit
    muss heißen Nachhaltigkeit.
    Statt nur nach Profit zu streben,
    im Einklang mit der Natur leben.

    Zu viele Buchen und Eichen
    mussten schon der Kohle weichen.
    Retten wir den herrlichen Wald,
    bewahren die Artenvielfalt.
    Kämpfen wir für Mutter Erde,
    dass sie nicht zur Wüste werde.

    Der Mensch, dieses kluge Wesen
    kann im Gesicht der Erde lesen.
    Er sieht die drohende Gefahr,
    spürt die Erwärmung Jahr für Jahr.
    Homo sapiens muss aufwachen,
    seine Hausaufgaben machen.

    Wir alle stehen in der Pflicht,
    maßvoll leben ist kein Verzicht.
    Teilen und Second Hand der Trend,
    Repair vor Neukauf konsequent.
    Bei allem etwas Enthaltsamkeit,
    nehmen wir uns die Freiheit.😉

    Für die Zukunft des Planeten,
    weg mit Panzern und Raketen.
    Lasst die weißen Tauben fliegen,
    Aggression und Hass besiegen.
    Die Leute legen ab den Neid,
    die Religionen ihren Streit.

    Fromme und Heiden sind vereint,
    uns’re Sonne für alle scheint
    Keiner ist des Anderen Knecht,
    für alle gilt das Menschenrecht.
    Jeder kann glauben, was er will,
    Frieden und Freiheit unser Ziel.

    Die Umwelt schützen, Raubbau beenden,
    das Anthropozän zum Guten wenden.
    Ökonomie und Ökologie im Verein,
    der blaue Planet wird uns dankbar sein.

    HEIẞER SOMMER

    Ist das Klima oder Wetter?
    So fragen schwitzende Städter.
    Der Beton wirkt hier als Therme,
    heizt sich auf und speichert Wärme.

    Für Gesundheit und Wohlergeh’n,
    lasset steh’n Bäume und Alleen.
    An allen Straßen soll es blüh’n,
    unsere Städte brauchen Grün.

    Wetter ist himmlische Wahrheit,
    der Wetterbericht bringt Klarheit
    mit der Isobarenkarte,
    Heiligtum der Wettersparte.

    Ob im Osten oder Westen,
    das Wetter ist nicht vom Besten.
    Die Sommer trocken und zu heiß,
    im Winter fehlen Schnee und Eis.

    Azorenhoch und Islandtief,
    der Wettergott treibt’s intensiv.
    Die Omega-Wetterlage
    macht Sommertage zur Plage.

    Von Meck-Pomm bis nach Baden
    wird die Sonne uns kräftig braten.
    Ob nun Wetter oder Klima,
    öfters mal Regen wär‘ prima.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

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